Spitzenschuhe Grundwissen
Spitzenschuhe werden für den Spitzentanz-Unterricht benötigt. Dieser findet erst für fortgeschrittene Schülerinnen frühestens ab einem Alter von 12 Jahren statt. Voraussetzung dafür sollte aber ein jahrelanger kontinuierlicher Ballettunterricht sein. Das ist wichtig, denn wer Spitze tanzen will, muss eine fortgeschrittene Technik haben. Spitzenschuhe müssen vorbereitet werden, bevor man diese das erste mal wirklich benutzen kann.
Ich rate hier entschieden davon ab, Spitzenschuhe "mal so ein bisschen alleine zuhause" und ohne Ballettunterricht zu nutzen. Das ist fahrlässig und kann zu unguten Verletzungen führen.
So werden Spitzenschuhe gebrauchsfertig gemacht
Und hier kommt die schlechte Nachricht: Sie müssen Nadel und Faden in die Hand nehmen! Alternativ geht geht es auch mit einer Nähmaschine. Denn Spitzenschuhe ohne Satinbänder und eventuell auch noch Gummis sind unbrauchbar und daher müssen diese vor Gebrauch an den Schuhen seitlich angenäht werden. Ohne angenähte Bänder würden sie nicht fest am Fuß sitzen. Da die Bänder nicht unbedingt bei einem Schuh-Neukauf mit ausgewechselt werden müssen, sind diese auch nicht beim Spitzenschuh dabei, sondern müssen extra gekauft werden. Neben den Bändern ist es oft sinnvoll, auch den Satin an der Standfläche zu schützen. Dies erreicht man mit Lederflecken, die vorne aufgeklebt werden. Theoretisch ist es auch möglich, die Standfläche mit einem Garn zu stopfen, aber das ist umständlich und schwer und daher wird es eher selten gemacht.
Die zweite schlechte Nachricht ist, dass die Spitzenschuhe nicht lange so sauber und glänzend bleiben. Denn Spitzenschuhe sind Gebrauchsgegenstände. Daher werden diese recht schnell schmutzig und werden das auch bleiben! Denn Spitzenschuhe dürfen auf keinen Fall gewaschen werden. Nach der Ballettstunde sollten die Schuhe aus der Tasche genommen und bei Zimmertemperatur getrocknet werden. Denn dauerhafte Feuchtigkeit schadet Ballettschuhen, genauso wie Spitzenschuhen.
Spitzenschuhe müssen wie Handschuhe sitzen
Das klingt erstmal eigenartig, ist aber extrem wichtig. Da Spitzenschuhe aber leider nicht so dehnbar sind wie Handschuhe, ist es gar nicht so einfach, da den richtigen Schuh zu finden. Denn jeder Fuß ist anders. Daher ist es auch Unsinn, nach "dem gleichen Schuh wie meine Freundin" zu suchen. Denn was gut auf dem einem Fuß aussieht, kann ganz schrecklich auf dem nächsten sein. Um gut passende Spitzenschuhe zu finden, ist tatsächlich ein gutes Auge nötig. Ich kann hier durchaus Tipps geben, aber es ist immer sinnvoll, mit den Spitzenschuhen dann zur Ballettlehrerin zu gehen, und Sie zu bitten, mal ein Auge drauf zu werfen. Wichtig aber: Bitte bevor die Bänder angenäht werden! Denn wenn die Bänder angenäht sind, können die Spitzenschuhe nicht mehr zurückgegeben werden.
Die verschiedenen Spitzenschuhmodelle gibt es meist in unterschiedlichen Breiten ( in der Regal schmal, normal und breit ) und mit unterschiedlichen Sohlenstärken. Manchmal ist auch noch die Boxlänge variabel oder andere Dinge. Tatsache ist, dass sich die Modelle oft so drastisch voneinander unterscheiden, dass ein Spitzenschuh Modell A in Breite "breit" tatsächlich schmaler ist, als ein Spitzenschuh in "schmal" eines anderen Modells. Für Anfänger ist es fast unmöglich, hier einen Durchblick zu erlangen. Erfreulich ist da die Nachricht, dass das Modell "Balance European" von Bloch sich übersichtlich gestaltet was die drei Breiten anbelangt und die beiden Sohlenstärken "normal" und "hart". Tatsächlich habe ich noch fast keinen Fuß gesehen, der in diesem Modell schlecht ausgesehen hat. Meine Erfahrung mit diesem Schuh über die letzten Jahre waren durchgängig sehr, sehr gut!
Für Anfänger sollten die Spitzenschuhe nicht mit einer harten Sohle ausgestattet sein. Denn eine harte Sohle benötigt viel mehr Kraft im Fuß und eine große Flexibilität im Grundgelenk um wirklich auf Spitze stehen zu können. Der "Balance European" von Bloch zum Beispiel hat in der Version mit der normalen Sohle eine leichte Krümmung, so dass gerade Anfänger darauf sehr viel einfacher stehen können. Je Fortgeschrittener man dann ist, desto härter kann die Sohle sein, denn dann hat der Spitzenschuh eine längere Lebensdauer.
Es gibt zwei Tests, die einem helfen herauszufinden, ob der Spitzenschuh die richtige Größe hat. Zum einen sollte man, wenn man auf Spitze steht mit dem Zeigefinger noch gut hinten zwischen Ferse und Schuh kommen und zum anderen auf ganzem Fuß stehend ( und vielleicht im Plié) sollten die Zehen vorne anstoßen, dürfen aber keinesfalls gestaucht werden. Für Spitzenschuhe gelten also ganz andere Regeln als für normale Straßenschuhe.
Tuning für Spitzenschuhe
Was Profis oft mit ihren Spitzenschuhe anstellen, da kann ich nur schmunzeln. Fakt ist, je öfter die Spitzenschuhe getragen werden, desto schnell sind sie hinüber. Eine Ballerina vertanzt in einer Hautrolle durchaus zwei Paar Schuhe pro Abend. Wer nun einmal in der Woche für 20 Minuten auf Spitze steht, der braucht natürlich nicht so viele. Aber auch hier sind die Spitzenchuhe meist nach spätestens einem Jahr durchgetanzt. Dann ist die Sohle zu weich, oder die Box nicht mehr stabil. Manchmal ist auch die Standfläche schief, wenn man immer "nicht ganz hoch" kam. Dann ist es Zeit, neue Spitzenschuhe zu kaufen. Wer noch mehr Informationen haben möchte, dem sei folgendes Buch ans Herz gelegt: "Der spassende Spitzenschuh" von Angela Reinhardt.